Eine kleine Übung
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- Geschrieben von Thomas
- Kategorie: Kapitel Eins
- Veröffentlicht: 14. Dezember 2011
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Nach den vorgefertigten Beispielen, folgt hier nun die Anregung Belichtungsreihen selbst auszuprobieren.
Dazu wählst Du entweder die Belichtungszeit oder die Blende zum variieren der Belichtung aus. Welches Du nimmst ist egal, das Ergebnis welches rauskommen soll, ist dasselbe.
Du machst insgesamt 10 Aufnahmen für eine Reihe, die um bis zu 4 Schritte nach "oben" und "unten" von der "richtigen" Belichtung weg liegen. Wie es genau geht, erkläre ich im Verlaufe dieses Abschnittes genauer.
Du benötigst hierzu keine digitale Spiegelreflex oder eine teure Ausrüstung. Du benötigst lediglich die Möglichkeit die Blende und (nicht oder) die Belichtungszeit von Hand einzustellen, auch gegen die Werte einer Belichtungsautomatik!
Die Ausbildungen, die ich durchgeführt habe, haben mir gezeigt, dass diese Belichtungsreihen manchem Teilnehmer im Verständnis deutlich geholfen haben. Probiere Belichtungszeiten- oder Blendenreihen selbst einmal aus, am besten digital, dann kannst Du die Ergebnisse direkt sehen.
Hier geht es los.
Noch eine Anmerkung: Bitte lies Dir die Beschreibung des Versuch zuerst einmal komplett durch, bevor Du loslegst, manchmal folgt auf eine Handlungsanweisung noch eine nähere Erklärung, die Du sonst erst nachher liest und dann Deine Aufnahme noch einmal machen musst.
Die kurze Erklärung:
Bringe Deine Kamera in den manuellen Modus. Achte jedoch darauf, das der Wert, welchen Du in dieser Reihe verändern willst, etwa mittig im einstellbaren Bereich Deiner Kamera liegt. Damit meine ich, du solltest nach beiden Richtungen um den gemessenen Wert um jeweils 4 Blenden verstellen können. Nutze nicht Belichtungszeit 1/250, wenn Deine Kamera nur bis zu 1/1000sec kann. Korrigiere die Einstellungen möglicher richtiger Kombinationen so lange, bis Du in beide Richtungen ausreichend Spielraum hast. Mache mit diesen Einstellungen Deine erste Aufnahme. Für die zweite Aufnahme entfernst Du Dich um 4 Blenden von Deinem eben gemessenen Wert, machst damit ein Bild und näherst Dich für das jeweils nächste Bild wieder um eine Blende an die richtige Belichtung an.
Wichtig! Verändere jeweils immer den gleichen Wert Deiner Einstellungen und lasse den jeweils andern Wert unverändert! Das gleiche noch einmal in die andere Richtung - vier Blenden weg, annähern um jeweils eine Blende - fertig!
Ausführliche Erklärung:
Sofern Du keine digitale Kamera verwendest, oder Deine digitale Kamera keine Exif-Daten speichert, solltest Du bei jeder Aufnahme die Einstellungen der Kamera und die Bildnummer notieren! Bsp. 1. Bild: f/4 1/125 2.Bild: f/4 1/60.......... dieses erleichtert Dir später den Vergleich der Bilder, vor allem wenn Du sie erst Tage später entwickelt bekommst, falls Du analog arbeitest. Digital ist dieses meist unnötig, da die Kameras üblicherweise diese Daten in die Exif-Datei des Bildes speichern. Du kannst sie Dir dann später mit einem geeigneten Bildbetrachtungsprogramm problemlos anzeigen lassen.
Such Dir ein gut und vor allem gleichmäßig beleuchtetes Objekt. Falls Du nach draußen gehst, am besten bei hellem, aber leicht bedecktem Himmel Bei Sonnenschein verändern durchziehende leichte Wolkenschleier für uns unmerklich die Belichtung, diese Unterschiede sind auf dem Bild jedoch deutlich sichtbar. Diese Bilder sind für unsere Übung unbrauchbar!
Bitte fotografiere nicht kurz nach Sonnenaufgang oder kurz vor dem Sonnenuntergang, Stichwort: goldene Stunde. Diese beiden Zeiträume werden zwar gerne als DIE Zeiten zum Fotografieren von stimmungsvollen Aufnahmen genannt, bringen uns aber aufgrund der schnell wechselnden Lichtverhältnisse hier nur die Ergebnisse durcheinander. Wir möchten nur einen Faktor unserer Aufnahme verändern, Zeit oder Blende und nicht auch noch die Beleuchtungssituation. Unsere Testreihe braucht zwar nicht viel Zeit, aber so gerade mal eben, nach der Arbeit kurz noch mal raus und ein paar Bilder durchschießen ist, auf jeden Fall im Winter nicht drin.
Was für ein Motiv Du fotografierst ist egal, bei meinem Lehrgang waren es drei Müllcontainer! Achte besonders auf die Einstellungen der Kamera! Du musst im komplett manuellen Betrieb arbeiten! Wie das bei Deiner Kamera genau geht, findest Du, falls Du es nicht weißt, im Handbuch (RTFM). Bei Canon ist das meist die Einstellung „M“.
Auch wenn Du hier sowohl Zeit und Blende selbst einstellen musst, zeigt Dir Deine Kamera in irgendeiner Weise korrekte Zeit-/Blendenkombinationen an.
Wichtig!!! Es darf kein Programm, keine Belichtungskorrektur oder ähnliches eingeschaltet sein! Falls da noch irgend etwas im Hintergrund mitarbeitet, korrigiert die Kamera ggf. Einstellungen, Du bekommst es nicht mit und wunderst Dich im Aanschluss über die entstandenen Ergebnisse. Je nach Licht, Film usw. empfiehlt es sich, ein Stativ zu verwenden, um bei den zwangsläufig entstehenden langen Belichtungszeiten unverwackelte Bilder zu erhalten. Auch wenn Verwacklungen für unsere Zwecke egal wären, da es uns nur um die Helligkeit der Bilder geht.
Ermittele als Erstes mit Deiner Kamera eine „richtige“ Belichtung. Bevor Du jedoch ein Bild mit diesen Einstellungen machst, achte darauf, das der eingestellte Wert, wie bereits zu Anfang erwähnt, im Mittelfeld des einstellbaren Bereichs liegt. Mache mit den gefundenen Werten nun das erste Bild.
Wichtig: Für die folgenden Aufnahmen darfst Du nur einen Wert verstellen, die Blende oder die Belichtungszeit (und dann im Verlauf auch nur jeweils diesen), der andere Wert bleibt die ganze Zeit unverändert. Sonst bringt diese Aufgabe nichts! Verschiebe Deinen eingestellten Wert um 4 Stufen von dem für das erste Bild gemessenen Belichtungswert weg, z.B. von 1/30sec auf 1/500sec, oder von Bl. 5,6 auf 22. Sonst keine Einstellung verändern! Mache mit dieser neuen Kameraeinstellung ein Bild. Mit dem 3., 4.und 5. Bild näherst Du Dich jetzt wieder um jeweils eine Stufe an die für das erste Bild gemessene Einstellung an. Mach ruhig nochmals ein Bild mit diesen Werten zur Kontrolle. Bei diesem, und NUR diesem, muss zwingend das Gleiche wie bei Deinem ersten Bild rauskommen. Sollte dieses nicht der Fall sein, stimmt irgendetwas nicht! Möglicherweise hat sich die Belichtung doch unbemerkt verändert (Wolken....).
Falls Du draußen fotografiert hast, teste drinnen, bei gleichbleibendem Kunstlicht noch einmal! Falls eine Veränderung der Beleuchtung auszuschließen ist, hast Du möglicherweise versehentlich (oder aber unbemerkt Deine Kamera) etwas verstellt. Falls auch das nicht passiert sein kann, wiederhole die Reihe. Wenn der Fehler wieder auftaucht, ist möglicherweise die Belichtungsmessung der Kamera nicht ganz in Ordnung, der Verschluss fehlerhaft....Mache mit Deiner Reihe weiter in Richtung der kürzeren Werte.
Für das 7. bis 10. Bild entfernst Du Dich jeweils um eine weitere Stufe von der gemessenen Zeit in Richtung kürzer. Warum das Ganze?
Anhand der entstandenen, „falsch“ belichteten Bildern kannst Du sehr gut sehen, wie groß der Schritt von einer Blende zur nächsten ist. Auf diese Weise hast Du 9 Aufnahmen die den Belichtungsumfang von 8 Blenden darstellen. Der, mit dieser Übung gewonnen Seheindruck, besonders um die Auswirkungen im Bild bei Über-/Unterbelichtung um eine (oder mehrere) Blende(n), sind für die Praxis sehr nützlich. Sie helfen Dir bei der „Auswertung“ Deiner Aufnahmen oder bei schwierigen Belichtungssituationen, wir kommen darauf noch bei der Bildgestaltung zu sprechen.
Diese Übung funktioniert allerdings nur unter folgenden Bedingungen. Wirklich aussagekräftig sind analoge Bilder nur, wenn Du sie selbst entwickelst und vergrößerst. Digitale Bilder sind es nur dann, wenn Du sie Dir am Monitor ansiehst, bzw. unbearbeitet (ohne automatische Korrekturfunktionen) ausdruckst. Genau genommen beeinflusst auch schon das Datenformat der Aufnahme Dein Ergebnis. Nur das RAW-Dateiformat gibt das aus, was Deine Kamera auch wirklich aufnimmt, es ist sozusagen das digitale Negativ.
Das üblicherweise verwendete jpeg-Format ist zum einen durch die bereits durchgeführte Kompression und zum anderen durch die Kamera verändert worden. Doch darauf kommen wir noch, wenn wir uns näher mit digitalen Sensoren beschäftigen. Für unsere Zwecke hier, sollte das relativ egal sein, erst recht dann, wenn Du den Test mit der Kamera gemacht hast, mit der Du üblicherweise fotografierst, die in der Kamera entstandenen Veränderungen gelten dann ja auch für Deine späteren Bilder.
Einen Film, den Du in ein Labor zum entwickeln und ausbelichten gibst, wird wahrscheinlich nicht ganz so falsch wiederkommen, wie wir uns das erwarten. Man wird dort versuchen, so viele Bilder wie möglich zu „retten“. Ein ähnliches Schicksal wird Ausbelichtungen von digitalen Bilddaten ereilen, diese werden im digitalen Großlabor mit ziemlicher Sicherheit „optimiert“ werden.
Selbstverständlich kannst Du auch, sofern Deine Kamera es zulässt, kleinere Schrittweiten für Deine Aufnahmen verwenden. Manche Kameras lassen auch ½ oder 1/3 Schritte zu. Das bleibt Dir überlassen, ICH denke dieses ist nicht unbedingt notwendig! Die Ergebnisse sind die Selben wie jetzt, Du hast nur noch weitere Zwischenstufen. Wenn Du allerdings gerne noch eine wenig fotografieren möchtest und einen Grund suchst, bitte! Falls Du diese Aufgabe aus irgendeinem Grund nicht machen kannst oder möchtest, oder Deine Ergebnisse vergleichen möchtest, hier ist meine Belichtungsreihe.
Und hier geht es zurück zu unserem Belichtungs-Gedankenexperiment.